Winterliche Temperaturen und
immer wieder auflebender Wind aus nördlichen Richtungen sorgten für
Verhältnisse wie in Wintermonat Jänner. Am Freitag wurden geringe
Neuschneemengen in den nordwestlichen Hohen Tauern gemessen. Das Wochenende
verlief durch den Hochdruckwettereinfluss wolkenlos und mit strahlendem
Sonnenschein. Am Montag war in den nordwestlichen Gebirgsgruppen der Himmel bedeckt
und in hohen Lagen der Hohen Tauern wurden bis zu 15 cm Neuschnee gemessen.
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag waren abwechselnd
bewölkt und der Himmel war in den Bergen meist bedeckt. Ab Mittwoch brachte
eine Warmfront etwas wärmere Luftmassen in die Kärntner Gebirgsgruppen und die Nordwestströmung
drehte auf Südwest mit Regen und Schneefall am Donnerstag ab 1400 m in den südöstlichen
Gebirgsgruppen.
Windspuren an der Schneedecke in den Hohen Tauern - Jamnigalm |
Der Wind als Baumeister der Lawine wie hier auf der Jamnigalm in Mallnitz. Eine Abrisshöhe bis zu 230 cm |
Lawine Fleißtal in Heiligenglut mit ersichtlichen Triebschneeansammlungen (Bild: AEG und FEST Klagenfurt) |
Meist herrschte in den Kärntner
Gebirgsgruppen MÄSSIGE Lawinengefahr. Durch den Neuschnee am Dienstag in den
Hohen Tauern stieg die Lawinengefahr auf ERHEBLICH an.
Triebschneeproblem |
Altschneeproblem ab Dienstag |
Zu den beiden Lawinenunfällen
dürfen wir noch die Lawinentypische Situation beschreiben:
1.) Lawinenunfall
auf der Jamnigalm in der Gemeinde Mallnitz am Donnerstag, den 22. März 2018
Der Alpinist war
vormittags zu einer Schitour auf die Hagener Hütte im Tauerntal in der Gde.
Mallnitz aufgebrochen. Bei der Abfahrt wählte er im Bereich der Jamnigalmhütte
einen steilen Südosthang aus. Der Hang ist an einer windexponierten Stelle und
dabei kommt es bei einer starken Nordwestströmung zu starken
Triebschneesammlungen. In den Tagen davor kehrte der Winter durch eine
neuerliche Störung aus Norden zurück.
Die Tage vor dem Unfall schneite es immer wieder. 30 cm Neuschnee wurden
bis zum Dienstag, dem 20. März 2018 gemessen mit Temperaturen in 2000 m bis zu -13 Grad. Der
lockere Schnee wurde durch den immer wieder auflebenden Wind aus nordwestlicher
Richtung verfrachtet. Die Triebschneesammlungen waren durch die winterlichen
Temperaturen sehr spröde und störanfällig. Bereits zwei Tage vor dem Unfall
wurde im Gebiet der Jamnigalm spontane Schneebrettlawinen beobachtet.
Lawinentypische
Situation:
Der Wind und
lockere Schnee der letzten Niederschlagsperioden haben das Triebschneeproblem
verschärft. Durch den teils stürmischen Wind aus nordwestlichen Richtungen und
lockerer Schnee wurden vereinzelt
Triebschneeablagerungen in Rinnen und Mulden, sowie an windexponierten Stellen,
auf einer gut aufgebauten Altschneedecke
gebildet. Es herrschte MÄSSIGE Lawinengefahr in den Hohen Tauern mit dem
typischen Lawinenproblem „Triebschnee“. Erwähnt wurde auch im LLB das
Triebschneeproblem wodurch eine Lawinenauslösung bereits durch eine geringe
Zusatzbelastung erfolgen kann.
„Das
Hauptproblem sind die frischen Triebschneeablagerungen die auf Grund der Kälte
auch sehr spröde sind und oft auch noch durch eine geringe Zusatzbelastung
gestört werden können“ LLB v. 22. März 2018.
Durch die
Nordwestströmung wurde Schnee von der Luv Seite in die OSO Seite (Lee Seite) verfrachtet.
Am Tag des Unfalles schien die Sonne und es herrschten traumhafte Bedingungen
für Schitourengeher. Auch die Gefahrenstellen waren zu erkennen. Bei der Abfahrt löste der Wintersportler die
Schneebrettlawine mit einer Anrisshöhe von 15 cm bis 230 cm aus. Vermutlich hat
er bei der Einfahrt in den Steilhang am Übergang von wenig zu mehr Schnee die Schneebrettlawine
ausgelöst. Am Unfalltag wurde durch die AEG Spittal/Drau und des LWD - K ein
Schneeprofil erstellt. Die Bruchfortpflanzung war an der im Schneeprofil
dargestellten härteren Kruste mit darunterliegenden aufgebauten, großen,
lockeren und kantigen Schneekristallen.
2.)
Lawinenunfall neben der Skiroute Fleißtal im
Schigebiet Heiligenblut am Großglockner am Sonntag, den 25. März 2018
Kurzanalyse:
Der Alpinist war vormittags im Schigebiet
Heiligenglut am Großglockner alleine als Freerider unterwegs. Abseits der
Skiroute Fleißtal – nördlich von der markierten Skiroute Nr. 2 Fleißtal –
wählte der Freerider einen sehr steilen Südosthang zur Abfahrt aus. Er dürfte
unterhalb der Schneebrettanrissstelle die Lawine ausgelöst haben. Der Hang
liegt an einer windexponierten Stelle und dabei kommt es bei einer starken
Nordwestströmung zu starken Triebschneesammlungen. Der immer wieder auflebende
und kalte Nordwestwind verfrachtete den lockeren Schnee und erodierte auch die
Altschneedecke. Die Windspuren waren durch Schneeablagerungen und Windgangeln
sehr deutlich erkennbar. Die
Triebschneesammlungen waren durch die winterlichen Temperaturen sehr spröde und
störanfällig.
Lawinentypische Situation:
Der Wind als Baumeister der Lawine! Lockeren
Schnee verfrachtete der Wind aus nordwestlichen Richtungen und sorgte für
mittlere Triebschneesammlungen. Die Triebschneesammlungen waren durch die
winterlichen Temperaturen sehr spröde und störanfällig und lagerten auf einer
Altschneedecke mit einer Harschkruste. Unterhalb der Harschkruste endstand
durch die aufbauende Umwandlung eine Schicht von kantigen, lockeren und großen
Schneekristallen. Es herrschte MÄSSIGE Lawinengefahr in den Hohen Tauern mit
dem typischen Lawinenproblem „Triebschnee“.
Durch die Nordwestströmung wurde Schnee von der Luv Seite in die OSO
Seite (Lee Seite) verfrachtet. Die Gefahrenstellen bzw. Triebschneesammlungen
waren zu erkennen. Ein Schneeprofil
wurde nach dem Unfalltag, am Montag, den 26.03.2018 durch den BetriebsleiterStv.
der Bergbahnen Heiligenblut/Großglockner und dem LWD - K erstellt. Die
Bruchfortpflanzung war an der im Schneeprofil
dargestellten etwas weicheren Kruste mit darunterliegenden aufgebauten,
großen, lockeren und kantigen Schneekristallen. Der Alpinist hat vermutlich die
Schneebrettlawine nicht im Anrissbereich sondern an einer tiefer liegenden
Stelle mit einer geringeren Schneehöhe ausgelöst.